Die Volksrepublik China misst dem Logistik-Sektor für das weitere Wirtschaftswachstum eine Schlüsselstellung zu. Das wurde auf der letzten Sino International Freight Forwarders Conference im südchinesischen Guangzhou deutlich.

Wachstum, Nachhaltigkeit und Umwelt im Fokus

Der Staat setzt dabei auf die Marktkräfte und wird sich künftig noch mehr als bisher darauf beschränken, günstige Rahmenbedingungen für die Logistik-Entwicklung zu schaffen. Außerdem soll es nicht mehr nur um möglichst hohes Wachstum gehen, auch Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit gehören verstärkt zu den Zielen chinesischer Wirtschaftspolitik.

Obwohl sich das Wirtschaftswachstum mittlerweile abgeschwächt hat und zweistellige Zuwachsraten offenbar erst einmal der Vergangenheit angehören, bleibt die Dynamik der chinesischen Wirtschaft ungebrochen. Experten gehen sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr von einer Wachstumsrate von über sieben Prozent aus. Ist schon diese relative Veränderung beeindruckend, die absoluten Zahlen sind es noch mehr. Allein die Wirtschaftskraft der Jahr für Jahr neu gegründeten Unternehmen ist so groß wie die Wirtschaftsleistung der Türkei.

Riesiger logistischer Bedarf

Da verwundert es nicht, dass die Nachfrage nach Logistik-Leistungen riesig ist. Nach wie vor gibt es dabei viele geografischen Gebiete, die Nachholbedarf haben. Der wirtschaftliche Boom konzentriert sich nämlich immer noch auf wenige Ballungsregionen. Das beste Beispiel dafür ist der Ort der Konferenz selbst. Guangzhou ist mit einer Einwohnerzahl von gut 12 Mio einer der bedeutendsten Industrie-, Handels- und Verkehrsstandorte Chinas. Im Umfeld von Guangzhou leben rund 100 Mio. Menschen, zu den zahlreichen Millionenstädten der Region gehört die ehemalige britische Kronkolonie Hongkong. Einen starken Kontrast dazu bildet die zentralchinesische Provinz Henan, die ebenfalls bevölkerungsreich, aber immer noch stark ländlich strukturiert ist und in der Wirtschaftsleistung weit hinten liegt. Es gibt also ein großes Wohlstandsgefälle im Land.

Sechs-Jahres-Plan des Staates

Bereits vor einigen Monaten hatte der chinesische Staatsrat vor diesem Hintergrund einen Sechs-Jahres-Plan für den Logistik-Sektor in der Volksrepublik verabschiedet. Er soll dazu beitragen, die Wohlstandsunterschiede zu verringern und die Logistik in dem ostasiatischen Riesenreich insgesamt wesentlich effizienter zu machen. Die Logistikkosten sollen dazu bis 2020 im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt von derzeit 18 Prozent auf 16 Prozent gesenkt werden. Das wäre immer noch doppelt so viel wie derzeit in den westlichen Industriestaaten für Transporte ausgegeben wird. Angesichts der weiter zunehmenden Urbanisierung und Industrialisierung in China soll mit dem Programm ein umfassendes und modernes logistisches Netz geschaffen werden.

Um das ehrgeizige Ziel zu erreichen, setzt man vor allem auf mehr Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Regionen und Verkehrsträgern. Der Abbau von Zollschranken und Zollsenkungen ist ebenfalls beabsichtigt. Außerdem sollen gezielt Synergien zwischen Häfen, Airports, Eisenbahnen und Autobahnen ermöglicht und genutzt werden. Darüber hinaus sind weitere Maßnahmen zur Kostenreduzierung geplant: unter anderem die Unterstützung der vertikalen Integration von Logistik- und Lagerdienstleistern, die Förderung von Logistik-Outsourcing und mehr Investitionen in Kühlketten. Auch in die Verkehrsinfrastruktur soll weiter investiert werden. Ein besonderes Prestige-Projekt bildet dabei der nachhaltige Ausbau des Hafens von Tientsin in Nordost-China.

Interessant für ausländische Investoren

Der Logistik-Markt in der Volksrepublik China wird daher auch in Zukunft zu einem der wichtigsten wirtschaftlichen Treiber gehören und bietet daher für ausländische Investoren dauerhaft interessante Chancen.