Nicht nur bei uns ist E-Commerce auf dem Vormarsch – auch im globalen Maßstab läuft das Geschäft mit dem Internet-Handel glänzend. Seit Jahren verzeichnet man zweistellige Wachstumsraten. 2016 haben die E-Commerce-Umsätze weltweit wohl erstmals die Billionen-Euro-Grenze überschritten und erreichten geschätzt 1.062 Mrd. Euro. In diesem Jahr werden bereits 1.227 Mrd. Euro erwartet und bis 2021 sollen die Umsätze laut Internet-Statistik-Portal Statista auf fast 1.900 Mrd. Euro steigen. Es wäre gegenüber heute nochmals ein Zuwachs um fast 55 Prozent binnen weniger Jahre.

Es überrascht vor diesem Hintergrund nicht, dass sich dieser Boom auch im Air Cargo-Bereich positiv bemerkbar macht. Dort wo Waren über Grenzen hinweg bestellt und geliefert werden, entsteht auch zwangsläufig Transportbedarf. Und der funktioniert, wenn es – wie bei Internet-Orders – schnell und zuverlässig gehen soll, nach wie vor am besten auf dem Luftweg. Im Mai haben die Fluggesellschaften bei der Luftfracht laut Airline-Dachverband IATA um 12,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugelegt. Das ist ein bemerkenswerter Wachstumssprung, wenn man bedenkt, dass das Durchschnitts-Plus der letzten fünf Jahre bei nur 3,8 Prozent lag.

Wachstum im Bereich der Luftfracht durch steigenden Internethandel

Wachstumstreiber aus dem Reich der Mitte

Der E-Commerce-Boom ist ein wesentlicher Wachstumstreiber in diesem Zusammenhang und führt zu ganz neuen Verbindungen und Allianzen. Ostasien – namentlich die Volksrepublik China – spielt dabei eine zentrale Rolle. Und hatte der Internet-Handel seine Erfolgsgeschichte zunächst in den Vereinigten Staaten und der westlichen Hemisphäre geschrieben, ist er längst in Fernost und anderen Weltregionen angekommen. Gerade Asien bietet dabei gigantische Produktions- und Absatzmärkte. Alleine China verfügt über 1,37 Mrd. Einwohner und damit potentielle Konsumenten. Kurz dahinter folgt Indien mit 1,32 Mrd. Menschen. Zusammen ist das mehr als ein Drittel der Menschheit.

Kein Wunder, dass inzwischen neben Amazon & Co längst andere Player – insbesondere aus dem Reich der Mitte – das Feld beherrschen. Alibaba ist eine der großen chinesischen Erfolgsgeschichten. Die Handelsplattform ist mittlerweile weltweit aktiv und eine große Nummer. Doch der Wettbewerb schläft nicht. Schon schickt sich der ebenfalls chinesische Internet-Händler JD.com an, Alibaba ernsthaft seinen Platz streitig zu machen. Noch agiert JD.com schwerpunktmäßig in der Volksrepublik, doch die Strategie des Unternehmens ist global.

JD.Com, China Eastern Airlines und China Post als Beispiele

Wer dabei über die besten Air Cargo-Kapazitäten verfügt, kann gegenüber der Konkurrenz punkten. Das erklärt manche Allianz und Kooperation. So hat sich JD.com kürzlich mit China Eastern Airlines zusammengetan, um sein Logistiknetz zu stärken. Das erscheint dringend notwendig, um mit dem dynamischen Wachstum des Geschäftes Schritt halten zu können. Alleine im ersten Quartal hat JD.com 11,1 Mrd. US-Dollar an Umsätzen erwirtschaftet – 34 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. China Eastern Airlines verfolgt große Pläne bei der Luftfracht und strukturiert sich entsprechend um. Künftig will man den Großen der Branche – DHL, Fedex, UPS – Konkurrenz im Bereich Air Cargo machen.

Ehrgeizig gibt sich auch China Post. Sie will eine (Luft-)brücke zwischen Europa und China bauen. Europäische Waren sollen künftig chinesische Internet-Käufer ebenso gut erreichen wie umgekehrt Erzeugnisse aus China E-Commerce-User in Europa. Zu diesem Zweck hat China Post die Tochter China Express Germany ins Leben gerufen. Sie wird den Flughafen Hannover als europäisches Drehkreuz nutzen – zunächst im bescheidenen Umfang in Form von Beiladungen, ab kommendem Jahr auch mit eigenen Frachtflugzeugen.

Die Kapazitäten werden knapp

Das sind nur zwei markante Beispiele. Weitere dürften folgen. Inzwischen drohen die Luftfracht-Kapazitäten auf den Strecken von China nach Europa und Amerika sogar knapp zu werden. Im dritten Quartal wird laut IATA mit einem weiteren Wachstum des Luftfracht-Aufkommens von acht Prozent gerechnet. Derzeit erscheint der Luftfracht-Himmel dank E-Commerce fast wolkenlos.