Seit dem Jahresbeginn hält das Corona-Virus die Welt in Atem. Hauptbetroffen ist nach wie vor China, wo bisher über 70.000 Erkrankte und mehr als 2.000 Todesfälle zu vermelden sind. Die drastischen Maßnahmen der chinesischen Regierung gegen die Ausbreitung der Krankheit lähmen zusehends das Wirtschaftsgeschehen in der Volksrepublik. Das wirkt sich auch auf die Logistik aus. Viele Transporte finden nicht mehr statt. In Chinas Häfen stapeln sich die Container.

Im riesigen Reich der Mitte liegt wegen des Corona-Virus derzeit ein großer Teil der Wirtschaft still. Viele Fabriken, Geschäfte und Restaurants sind geschlossen – und zwar weit über die Ursprungsregion Hubei mit der Provinzhauptstadt Wuhan hinaus. Rund 220 Millionen Wanderarbeiter in der Volksrepublik befinden sich zu Hause anstatt an ihren Arbeitsplätzen. Frühestens Ende Februar wird mit einer Wiederaufnahme der Arbeit gerechnet. Bis sich die Lage einigermaßen normalisiert hat, dürfte es bis weit in den März hinein dauern.

In den Häfen stapeln sich die Container wegen des Corona-Virus

Corona und die LogistikBedingt durch den wirtschaftlichen Stillstand sind die Gütertransporte im Land ins Stocken geraten. Leere Straßen statt quirligem Verkehr prägen vielerorts das Bild. Das wird immer mehr zum Problem – gerade für Exporteure nach China. Die Waren erreichen zwar noch die Hauptumschlagplätze an der Küste, aber von da ab geht es nicht mehr weiter. Die Lagerhäuser sind schon voll und es mangelt an Kühlmöglichkeiten. Die Folge ist: in Chinas Häfen stapeln sich die Container, die Container-Kapazitäten sind praktisch ausgelastet und verderbliche Ware droht zu vergammeln.

Um die Waren abzuholen, fehlen LKW-Fahrer – unter anderem weil sie nach der Rückkehr zum Ausgangsort erstmal zwei Wochen in Quarantäne gesteckt werden, ehe sie erneut starten können. In Frachthäfen wie Tianjin, Shanghai und Ningbo wird deshalb inzwischen versucht, ankommende Schiffe nach Hongkong und zu anderen größeren Umschlagplätzen außerhalb von China umzuleiten. Aber gerade im Fall Hongkong erweist sich das als Sackgasse. Denn die ehemalige britische Kronkolonie befindet sich wegen des Corona-Virus selbst im Ausnahmezustand. Zum Teil weichen Schiffe bereits nach Südkorea aus.

Drohende Engpässe bei Schweinefleisch

Ein besonderes Problem sind Lebensmittel, insbesondere Schweinefleisch. Da in China auch die Schweinepest grassiert, mussten in den vergangenen Jahren hunderttausende Tiere getötet werden. Der Ausfall der heimischen Produktion sollte durch Importe aus dem Ausland ausgeglichen werden. Um mehr als 50 Prozent auf gut sechs Millionen Tonnen stockte die chinesische Regierung die Import-Kontingente damals auf. Davon haben Exporteure aus der EU im vergangenen Jahr besonders profitiert. Sie exportierten alleine in den ersten drei Quartalen 2019 1,55 Mio. Tonnen Schweinefleisch nach China. Jetzt stapeln sich die Fleischberge in Chinas Häfen und drohen zu verderben. Engpässe in der Versorgung im Inland sind nicht ausgeschlossen. Das gilt im Übrigen nicht nur für Schweinefleisch, sondern auch für Geflügel und andere Agrarprodukte.

Noch halten sich die Auswirkungen auf das China-Geschäft in Grenzen und Chinas Präsident Xi Jingping hat versichert, dass sein Land die gegebenen Importversprechen bei Agrarprodukten trotz der Epidemie einhalten werde. Doch je länger die Corona-Krise dauert, umso schwerer dürfte das Versprechen zu erfüllen sein. Selbst bei Normalisierung der Lage wird es Wochen dauern, bis sich der Rückstau in Chinas Häfen auflöst.