Das neue Jahr ist erst gut vier Wochen alt. Da ist es noch nicht zu spät, einen Blick auf die kommenden elf Monate zu werfen und sich zu fragen, was 2018 für Transport und Logistik bringen wird. Das gilt umso mehr, da Deutschland auch rund vier Monate nach der letzten Bundestagswahl immer noch auf eine neue Bundesregierung wartet. Das Thema Verkehr und Infrastruktur spielte bei den Sondierungsverhandlungen eher eine untergeordnete Rolle und beschränkte sich mehr auf Allgemeinplätze. Ob bei den Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD Konkreteres vereinbart werden wird, bleibt abzuwarten.

Logistik im Jahr 2018Ungeachtet dessen sind bereits jetzt einige Änderungen und Trends erkennbar, die die Logistikbranche nachhaltig beeinflussen werden. Vieles davon wirkt über das Jahr 2018 hinaus. Da sind zunächst einige Änderungen, die eher den operativen Betrieb betreffen. Ab 1. Juli ist die LKW-Maut auch auf Bundesstraßen zu zahlen. Wie hoch sie sein wird, steht noch nicht fest. Die Spediteure werden zwar versuchen, die zusätzlichen Kosten an die Verlader weiterzugeben. Ob das gelingt, ist aber nicht sicher. Zusätzlichen administrativen Aufwand bedeutet die Maut-Erweiterung auf jeden Fall.

EuGH-Urteil und Entgelttransparenzgesetz – negative Kosteneffekte

Auch von anderer Seite ist mit zusätzlichen Kosten zu rechnen. LKW-Fahrer werden künftig die regelmäßigen Wochenruhezeiten nicht mehr in ihrem Fahrzeug verbringen dürfen. Das ergibt sich aus einem im Dezember ergangenen EuGH-Urteil, indem ein entsprechendes Verbot in Belgien für EU-konform erklärt wurde. Mehr Übernachtungskosten und ein erhöhter Aufwand bei der Disposition werden die Folge sein. Kostenbelastungen bringt unter Umständen das Mitte letzten Jahres in Kraft getretene Entgelttransparenzgesetz mit sich, auch wenn es nur für Unternehmen ab 200 Beschäftigten gilt. Viele Spediteure sind zwar kleiner. Doch könnte die Forderung nach mehr Entgelttransparenz auch auf den KMU-Bereich übergreifen – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Personalkosten.

Bessere Verkehrsinfrastruktur – die Mühlen mahlen langsam

Deutschland hat einen großen Nachholbedarf bei der Verbesserung seiner Verkehrsinfrastruktur. Dabei mangelt es nicht einmal am Geld, seit die öffentlichen Kassen vor Steuereinnahmen überquellen. Ein erhebliches Hindernis sind die langwierigen Planungsverfahren. Der Erhalt und der beschleunigte Ausbau von Verkehrswegen ist ein Ziel, das auch bei den Sondierungs- und Koalitionsverhandlungen auf der Agenda steht – einer der weniger strittigen Punkte zwischen den Verhandlungspartnern. Eine beabsichtigte Maßnahme ist ein Planungs- und Baubeschleunigungsgesetz. Außerdem sollen die Mittel für das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz aufgestockt und dynamisiert werden. Ob es überhaupt zur Neuauflage der “GroKo” kommen wird, steht – Stichwort SPD-Mitgliederentscheid – einstweilen in den Sternen.

Schnelle Verbesserungen werden die Maßnahmen nicht bringen, selbst wenn sie zügig umgesetzt werden. Spediteure werden daher auch 2018 mit einer vielfach unbefriedigenden Verkehrsinfrastruktur in Deutschland leben müssen. Beschränkungen muss das Transportgewerbe im Bereich der Citylogistik erwarten. Angesichts des durch E-Commerce stark angewachsenen Lieferverkehrs in den Städten werden die Kommunen mit zunehmenden Beschränkungen des gewerblichen Transportverkehrs – zum Beispiel über Dieselfahrverbote – reagieren. Die Restriktionen zielen vor allem auf KEP-Dienste, Spediteure sind aber indirekt ebenso betroffen.

Sauberer Straßengüterverkehr und autonomes Fahren

Bei der LKW-Technik wird weiter das Thema “sauberer Straßengüterverkehr und Klimaschutz” die Entwicklungen 2018 stark beeinflussen. Neben der Elektromobilität gewinnt dabei auch der LKW mit Flüssigerdgas (LNG)- oder Biogas-Antrieb als Transportmittel der Zukunft verstärkt an Bedeutung. Die lückenhafte Versorgungsinfrastruktur bleibt allerdings einstweilen ein Hindernis. Mit weiteren Verbesserungen ist bei den Assistenzsystemen zu rechnen. Eine Neuentwicklung in diesem Bereich, die sich rasch durchsetzen könnte, ist zum Beispiel der Abbiegeassistent für den Stadtverkehr. Auch beim autonomen Fahren tut sich was. 2018 wird auf der A9 in Deutschland ein erster Versuch mit teilautonomen LKW-Platoons durchgeführt, nachdem Tests in den USA bereits überzeugende Ergebnisse lieferten.

Internet der Dinge und Künstliche Intelligenz

Die Digitalisierung ist in aller Munde. Die digitale Revolution macht auch vor dem Transportgewerbe nicht Halt und wird hier zu Umbrüchen führen, die weit über das Jahr 2018 hinaus von Bedeutung sind. IT-Investitionen besitzen vor diesem Hintergrund in diesem Jahr hohe Priorität. Die Entwicklung hat dabei ganz verschiedene Facetten. Hier der Versuch eines stichwortartigen Überblicks:

  • das Internet der Dinge: wird die Abläufe beim Transport und Warenumschlag noch wesentlich effizienter machen. Bereits heute gibt es Rahmen des EU-Programms “Horizon 2020” zahlreiche Forschungsprojekte, die sich mit internetbasierten Lösungen zur Effizienzsteigerung in der Logistik befassen.
  • Künstliche Intelligenz: ist ein Zauberwort, das manchmal auch erschreckend wirkt. Selbstlernende Systeme und “denkende Maschinen” sind eine wichtige Voraussetzung, wenn es um intelligente Anwendungen – zum Beispiel für autonomes Fahren – geht. Die Forschung auf diesem Gebiet bleibt nicht stehen. Deep Neural Networks sind eine der neuesten Erfindungen in diesem Bereich – die Verknüpfung von Informatik mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung zum Treffen optimaler Entscheidungen;
  • Datensicherheit und -schutz: wird immer wichtiger. Die Zahl der Hackerangriffe hat 2017 ein neues Rekordniveau erreicht. Auch die Kriminellen rüsten dabei technisch auf und entwickeln immer raffiniertere Methoden, um an fremde Daten zu kommen und in Systeme einzudringen. Wirksamer Schutz ist daher 2018 eine Herausforderung – auch für die Logistik-Branche.
  • Blockchain: die Blockchain-Technologie könnte die nächste Revolution im Bereich des Informations- und Datenaustauschs auslösen. Ihre Bewährungsprobe hat die Blockchain bei der Internet-Währung Bitcoin bestanden. Dank dezentraler Datenablage sind Datentransfers via Blockchain fälschungssicher und kommen ohne Datenmittler aus. Das eröffnet ganz neue Perspektiven. Sie dürften sich im Logistik-Bereich allerdings erst nach 2018 bemerkbar machen.