Bisher kennt man Drohne (unbemannte Luftfahrzeuge) im Alltagsgebrauch vor allem als kleine Multi- oder Quadrocopter, die gerne für Luftaufnahmen genutzt werden – oder auch nur als Spielzeug. Im militärischen Bereich sind Kampdrohnen ein modernes Instrument der Kriegsführung. Demnächst wird eine neue Drohnen-Anwendung folgen – als Mittel zur Beförderung von Luftfracht. In diesem Beitrag geben wir Ihnen einen kurzen Ausblick auf die Zukunft des Drohnen-Transports.

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Der Transport von Luftfracht mit Lastendrohnen steckt noch in den Kinderschuhen – ist jedoch ein Logistikzweig mit Zukunft.

Der KEP-Dienst DHL (genauso wie der Online-Händler Amazon) experimentiert schon länger mit Logistikdrohnen für den Transport von Paketen. Über das Pilotstadium und den Einsatz in einigen speziellen Destinationen ist das Projekt aber bisher nicht hinausgekommen. Das jetzt in Angriff genommene Vorhaben des Drohnenentwicklers Dronamics in Kooperation mit dem Logistikunternehmen Hellmann besitzt jedoch eine ganz andere Dimension. Hier soll ein europaweites und später weltweites Netz für Beförderung von Luftfracht per Lastendrohnen entstehen. Bereits 2022 soll der neue Dienst an den Start gehen.

Mit dem schwarzen Schwan in eine neue Luftfracht-Ära

Dronamics wurde 2014 von den beiden bulgarischen Brüdern Rangelov, einem Wirtschaftswissenschaftler und einem Luft- und Raumfahrtingenieur, gegründet. Ihr Unternehmen hat einen Doppelsitz in London und der bulgarischen Hauptstadt Sofia. Man will sich als weltweit führender Entwickler und Betreiber von großen Lieferdrohnen positionieren. Das Flaggschiff ist die Schwerlastdrohne “The Black Swan” (“Der schwarze Schwan”) – ein schillernder Name. Diese

  • besitzt eine Flügelspannweite von 16 Metern
  • und kann bis zu 350 kg Fracht
  • über Entfernungen von bis zu 2.500 Kilometern

transportieren. Das geht weit über die Paket- und Essenslieferung der letzten Meile hinaus, die bisher für den Transport mit Drohnen angedacht worden waren.

Hellmann Worldwide Logistics SE & Co. KG ist ein alteingesessenes Logistikunternehmen mit Hauptsitz in Osnabrück. Bereits seit 1871 befasst man sich hier mit der Beförderung von Frachtgut. Historisch erfolgte der Transport per Pferdefuhrwerk. Inzwischen ist Hellmann ein großer internationaler Speditionsanbieter, der Dienstleistungen per LKW, Schiene, Luft- und Seefracht bietet und darüber hinaus für weitere Logistik-Services steht.

Drohnen-Transport: Alternative zu herkömmlicher Luftfracht für zeitkritische Transporte

“Der schwarze Schwan” kann nach Dronamics-Angaben auf Flugplätzen mit unbefestigten und kurzen Landebahnen landen. Das ermöglicht Punkt-zu-Punkt-Flüge “on demand” – und das zu sehr niedrigen Betriebs- und Transportkosten. Diese sollen bis zu 80 Prozent unter denen von herkömmlicher Luftfracht liegen. Für den Netzaufbau wird bevorzugt die Zusammenarbeit mit kleinen Flughäfen gesucht, die derzeit noch nicht voll ausgelastet sind. Ziel ist ein günstiger Lufttransport für zeitkritische Güter mit dem Versprechen von “same-day-delivery”. Gedacht ist an

  • schnell verderbliche Waren (Lebensmittel, Blumen),
  • Arzneimittel und Impfstoffe,
  • E-Commerce-Güter,
  • sowie dringend benötigte Ersatzteile wie z. B. für die Autoindustrie oder den Bergbau.

In diesem Video erfahren Sie etwas mehr über den schwarzen Schwan und seine Entwickler:

 

Europa ist nur der Anfang: Weltweites Netz für den Drohnen-Transport geplant

Mit Europa soll der Betrieb des Netzes für Drohnenlieferungen beginnen, weil hier bereits ein rechtlicher Rahmen existiert, der unbemannte Flüge über Ländergrenzen hinweg ermöglicht. Grundsätzlich ist für die Zukunft aber ein weltweiter Netzausbau angestrebt. Gerade in Ländern mit noch rudimentärer Luftfahrt-Infrastruktur werden große Potentiale gesehen. Der Blick richtet sich hier vor allem auf Europas Nachbarkontinent Afrika.

Bereits 60 Flughäfen in 28 Ländern sollen sich für das neue Drohnennetzwerk angemeldet haben. Davon liegen 40 Airports in Europa. In Deutschland hat sich im April 2021 der Flughafen Rostock-Laage als künftiger Drohnen-Standort “geoutet”. Auch die Flughäfen Paderborn-Lippstadt und Weeze in Nordrhein-Westfalen sind bei dem Netz fest mit eingeplant.

Die notwendige Technik steht also zur Verfügung und am Netz wird eifrig geknüpft. Wenn dann auch die notwendigen Genehmigungen vorliegen, steht dem neuen Dienst eigentlich nichts mehr im Wege. Auf den Start des Transports von Luftfracht per Lastendrohne darf man also gespannt sein. Und wer weiß – vielleicht ist es bald ganz unkompliziert möglich einen internationalen Umzug von einer Drohne durchführen zu lassen.